Drei Fragezeichen ??? Das Vollplaybacktheater – Die bedrohte Ranch der „…and Justus for All”-Tour
Am Freitag war ich mit meiner Schwester in einer Vorstellung der Theatertruppe des Full Playback Theaters im Postbahnhof am Ostbahnhof in Berlin. Und ich muss sagen, nach anfänglichem Misstrauen war ich schon kurz darauf begeistert.
Ich war mit der Erwartung ins Theater gegangen, ein schön arrangiertes Bühnenbild mit – laut Hörspielvorlage – korrekt angezogenen Schauspielern anzutreffen. Um es gleich vorweg zu nehmen, diese Erwartung wurde schlichtweg gründlich enttäuscht. Daher auch mein anfängliches Misstrauen. Das Bühnenbild erinnert eher an das Kasperletheater, welches ich in den Anfängen meiner Lebenskarriere hatte. Und obwohl die Schauspieler keine Hand im Hintern hatten, sahen auch sie ein wenig aus wie die Handpuppen meiner Jugend. Justus hatte einen Strohhut auf und eine Latzhose an, außerdem trug er einen schwarzen Oberlippenbart, Bob sah aus wie eine Mischung aus Jim Knopf und Daniel Düsentrieb und Peter machte in kurzen Jeans (mit dem ca. 35 Jahre alten Darsteller drin) einen eher debilen Eindruck. Doch wie sich schnell herausstellen sollte, passiert in diesem perfekt inszenierten Stück nichts per Zufall. Das (manchmal übertriebene) Augenzwinkern ist gewollt und Teil der Aufführung.
Mit dem gleichen Augenzwinkern muss ein Anfang Dreissigjähriger wie ich doch auch erklären, dass er immer noch Hörspiele hört und sämtliche Folgen der drei Fragezeichen nach nur einem Satz erkennt.
Ich habe in einem Stück noch nie so viel gelacht und applaudiert, voll Überraschung und Bewunderung. Das war auch darauf zurückzuführen, dass ich in der kurzen Zeit des Stückes meine gesamte Jugend vor meinem geistigen Auge ablaufen sah.
Es gab so viele Anspielungen auf andere Hörspiele, Filme, Musik und Begebenheiten, dass ich oft von einer Erinnerung in die andere gestolpert bin. Um kurz aufzuzählen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Das A-Team, TKKG, Die fünf Freunde, Matrix, Babylon V, Frankenstein Junior, Guns´n´Roses, natürlich die drei Fragenzeichen (Zitate aus einigen Folgen plus „Die bedrohte Ranch“), Lieder wie „Sweet home Alabama“, Louis und die außerirdischen Kohlköpfe, meine kleine Farm, E.T., …
Ich bin der Prototyp der Zielgruppe dieses Stückes. Eine Warnung muss ich allerdings aussprechen für Väter ab 40, die überlegen, mit ihren Söhnen und/oder Töchtern dieses Stück zu besuchen. Davon waren einige anwesend und ich glaube, sie haben nicht wirklich viel Spass gehabt. Das Stück lebt von der Neuanordnung dem Publikum bekannter Dinge. Ohne ein Wissen um die ursprünglichen Zusammenhänge muss es ziemlich wirr anmuten und ich habe nicht selten zwischen meinen Lachattacken gelangweilte Kiddies gesehen. Für Mittdreißiger jedoch ist eine Aufführung des Full Playback Theaters ein MUSS. Lasst Euch auf die angenehmste Art und Weise zurückführen zu den Helden Eurer Jugend und dem Inhalt stundenlanger Medienunterhaltung. Beide Daumen hoch.
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PS: „And Justice for All” ist übrigens eine Metallica-Scheibe aus meiner Zeit – aber das nur nebenbei…
Nachgedanken 